Magazin für Zivil- und Katastrophenschutz 1/98
Nach einer Presseinformation des Bundesministeriums des Innern hat das Bundeskabinett in der Sitzung am 9. Dezember 1997 beschlossen, den Ausweichsitz
der Verfassungsorgane des Bundes in Marienthal zu schließen.
Die Anlage entspricht nicht mehr dem heutigen Stand der Technik; das gilt insbesondere für den Brandschutz. Eine baufachliche Untersuchung hat ergeben, daß
trotz baulicher Verringerung des Objekts bei einer umfassenden Renovierung der technischen Einrichtung mindestens 93 Mio. DM aufgewendet werden müßten.
Eine Sanierung der Anlage würde mindestens zehn Jahre in Anspruch nehmen.
Unter Berücksichtigung der gegenwärtigen sicherheitspolitischen Lage und der Kosten-/Nutzenabwägung ist die Anlage Marienthal entbehrlich. Der
Bundesinnenminister hat daher vorgeschlagen, den Ausweichsitz im Ahrtal zu schließen. Diesem Votum hat sich das Bundeskabinett angeschlossen und den
Bundesinnenminister beauftragt, die anderen Verfassungsorgane über dieses Ergebnis zu unterrichten und das weitere Verfahren zu erörtern.
Junge Welt 07.07.1998:
http://www.jungewelt.de/1998/07-07/013.htm
Champignons im Regierungsbunker
Großanlage unter Weinbergen in der Eifel soll verkauft werden
Die Bundesrepublik Deutschland veräußert den ehemaligen Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes.« Hinter der harmlosen Anzeige steckt ein ungewöhnlicher Vorgang: Seit Mitte Juni sucht das Bundesvermögensamt in Koblenz Käufer für den bislang geheimen Regierungsbunker im Ahrtal. Aus dem Atombunker, der zwischen 1960 und 1972 in Marienthal unter den Weinbergen der Eifel gebaut wurde, sollte die Regierung im Kriegsfall die Geschicke der Bundesrepublik lenken. Seit Ende des Ost-West-Konflikts und wegen des näherrückenden Regierungsumzugs nach Berlin wurde der Sinn des Bunkers zunehmend in Frage gestellt. Am 9. Dezember vergangenen Jahres kam das Ende für den Ausweichsitz: Das Bundeskabinett beschloß den Verkauf. Durch den geplanten Verkauf gelangen die bisher strikt gehüteten Daten des Bunkers erstmals an die Öffentlichkeit. In einem 21seitigen Exposé finden Interessierte alle wichtigen Einzelheiten zu dem in Deutschland einmaligen Bauwerk, das aus einer zweigeteilten Tunnelanlage mit Nebenstollen besteht. In dem Bunker mit einer Fläche von 83 000 Quadratmetern befinden sich unter anderem Büroräume und Unterkünfte für bis zu 3 000 Menschen. Der Haupttunnel ist zweigeschossig und hat einen Durchmesser von sieben bis acht Metern. Das Bauwerk verfügt unter anderem über eigene Brunnen sowie Zisternen, fünf Küchen für jeweils 600 Menschen und natürlich über digitale und analoge Telefonanschlüsse. Die Anlage, deren Kernstück ein alter Eisenbahntunnel ist, kann von der Außenwelt hermetisch abgeschlossen werden. Nach der Veröffentlichung der Anzeige in vier regionalen und überregionalen Zeitungen sowie im Internet meldeten sich bislang mehr als 40 Privatleute und Gesellschaften und forderten das Exposé an, wie der Regierungsdirektor im Koblenzer Bundesvermögensamt, Thomas Hofmann, berichtet. Ein konkretes Angebot liege allerdings noch nicht vor. Noch bis zum 15. September können die Interessenten ihr Angebot einreichen. Zuvor sollen sie aber die Gelegenheit bekommen, den bisher nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Bunker mit eigenen Augen zu sehen. Ein Eigenheim werde schließlich auch erst nach der Besichtigung gekauft, sagt Hofmann. Mindestens einen Tag werden die Interessenten in den insgesamt 19 Kilometer langen Gängen unterwegs sein. Hofmann hat noch keine genauen Vorstellungen über die künftigen Besitzer der Anlage. »Wir sind für alles offen.« Möglich sei die Nutzung für wissenschaftliche Einrichtungen. Aber auch für den Tourismus sei die Anlage geeignet. »Warum nicht«, meint Hofmann auch zu einem Vorschlag des Innenexperten der Bündnisgrünen, Manfred Such. Dieser hatte eine Champignonzucht in der Anlage unter den Weinbergen angeregt. Nur seien die 19 Kilometer langen Tunnel damit sicher nicht ausgelastet, vermutet der Regierungsdirektor. Der Regierungsbunker hatte wegen seiner Ausstattung die Kritiker immer wieder zum Spott gereizt. Die Anlage habe nicht einmal den Standard einer Jugendherberge, merkte Such einmal süffisant an. Die Interessenten dürften nicht auf eine Plüschausstattung hoffen, sagt Hofmann. Denn die Einrichtung sei eben »wie bei der Bundeswehr«. Allerdings sind die Unterhaltskosten für das Bauwerk nicht gerade gering. Dem Exposé zufolge betragen allein die jährlichen Kosten für Strom, Wasser, Klimatechnik, Bauunterhalt und die technische Anlage 1,6 Millionen Mark. Der Käufer muß zudem die Sanierungskosten übernehmen. Nach Angaben des Bonner Innenministeriums hätte die Renovierung der Anlage - allerdings als Regierungsbunker - mindestens 93 Millionen Mark gekostet und zehn Jahre Bauarbeiten erfordert. Dafür haben die Käufer aber eine gute Verkehrsanbindung. Laut Exposé sind es zur Autobahn A 61 nur zehn Kilometer, zum Flughafen Köln-Bonn 50 Kilometer - und ein eigener Hubschrauberlandeplatz ist gar vor Ort.
Sylke Michaelis (AFP)
IHK-Koblenz Journal:
05 1998
Ideen-Offensive für Regierungsbunker
Ausschreibung zur zivilen Nutzung der Anlage in Marienthal
Der Landrat des Kreises Ahrweiler, Joachim Weiler, hat jüngst zu einer „Ideen-Offensive“ für den Regierungsbunker Marienthal bei Dernau im Ahrtal aufgerufen.
Bei dem Bunker, der im Krisenfall als Ausweichsitz für die Bundesregierung und andere Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland gedient hätte, handelt es sich um ein riesiges unterirdisches Areal, für das eine Nachfolgenutzung gesucht wird.
Mit einer breitangelegten Ideen- und Informationsoffensive will Landrat Joachim Weiler die weitere Nutzung des von der Schließung bedrohten Regierungsbunkers Marienthal vorantreiben. In einem Schreiben an die Spitzen von Industrie, Handwerk, Forschung und Fremdenverkehr in der Region fragt Weiler nach Möglichkeiten, wie die Dienststelle Marienthal künftig genutzt werden könne.
Im Interesse der Arbeitsplätze soll der Bund ein sozialverträgliches Konzept vorlegen. Dabei richtet Weiler den Blick nicht allein auf die im Bunker beschäftigten 200 Arbeitnehmer, deren Arbeitsplätze in der Übergangsphase gesichert werden müßten. Auch die Arbeitgeber, sprich Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen, die seit Jahren Reparatur- und Wartungsaufträge erhalten, stellen für den Landrat einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor im Kreis Ahrweiler dar.
Weiler hält die Ideen-Offensive für „unbedingt notwendig“. Der AW-Landrat setzt sich ein für „die ernsthafte Prüfung einer touristischen, gewerblichen oder wissenschaftlichen Nutzung“ dieser „in ganz Deutschland einmaligen Anlage“. Gefragt seien „verschiedene, vielfältige Ideen – auch unkonventioneller Art“.
Mit den zuständigen Bundesbehörden bestehen bereits enge Kontakte. So traf sich Landrat Weiler kürzlich im Bunker mit Oberfinanzpräsident Konrad Laube und Finanzpräsident Dr. Klaus Peter Grommes von der Oberfinanzdirektion Koblenz, deren Bundesvermögensabteilung für die Verwertung der Anlage verantwortlich ist. Bei diesem Treffen wurde die nachhaltige Bereitschaft des Bundes deutlich, gemeinsam mit dem Kreis nach jeder denkbaren Lösung zu suchen, den Bunker einer sinnvollen und umfassenden zivilen Anschlußnutzung zuzuführen. Der Bund werde sich der Verantwortung nicht entziehen, die ihm aus der Schließung der Bunkeranlage erwächst.
Das weitere Prozedere in Bonn, so Weiler: Es handelt sich um einen „Ausweichsitz“ der Verfassungsorgane. Sobald die Zustimmung all dieser Verfassungsorgane vorliegt – was derzeit noch nicht vollständig geschehen ist –, werden die Oberfinanzdirektion und das Bundesvermögensamt Koblenz auf der Grundlage entsprechender Konzepte, die das Bundesbauministerium derzeit erstellt, die Bunkeranlage öffentlich zur zivilen Anschlußnutzung ausschreiben.
Unterdessen betonte Weiler nochmals, daß er die Schließung der Einrichtung in Marienthal für falsch hält. Auch andere vergleichbare Staaten wie die USA und europäische Nachbarländer hielten solche Anlagen für unverzichtbar.
5/1998 |
Kreis Ahrweiler Online:
19.03.1998
Landrat startet Ideen-Offensive für Bunker Marienthal
Mit einer breitangelegten Ideen- und Informationsoffensive will Landrat Joachim Weiler die weitere Nutzung des von der Schließung bedrohten Regierungsbunkers Marienthal vorantreiben. In einem Schreiben an die Spitzen von Industrie, Handwerk, Forschung und Fremdenverkehr in der Region fragt Weiler nach Möglichkeiten, wie die Dienststelle Marienthal künftig genutzt werden könne.
Im Interesse der Arbeitsplätze soll der Bund ein sozialverträgliches Konzept vorlegen. Dabei richtet Weiler den Blick nicht allein auf die im Bunker beschäftigten 200 Arbeitnehmer, deren Arbeitsplätze in der Übergangsphase gesichert werden müßten. Auch die Arbeitgeber, sprich Handwerksbetrieb und mittelständische Unternehmen, die seit Jahren Reparatur- und Wartungsaufträge erhalten, stellen für den Landrat einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor im Kreis Ahrweiler dar.
Weiler hält die Ideen-Offensive für "unbedingt notwendig". Der AW-Landrat setzt sich ein für "die ernsthafte Prüfung einer touristischen, gewerblichen oder wissenschaftlichen Nutzung" dieser "in ganz Deutschland einmaligen Anlage". Gefragt seien "verschiedene, vielfältige Ideen - auch unkonventioneller Art".
Mit den zuständigen Bundesbehörden bestehen bereits enge Kontakte. So traf sich Landrat Weiler vor wenigen Tagen im Bunker mit Oberfinanzpräsident Konrad Laube und Finanzpräsident Dr. Klaus Peter Grommes von der Oberfinanzdirektion Koblenz, deren Bundesvermögensabteilung für die Verwertung der Anlage verantwortlich ist. Bei diesem Treffen wurde die nachhaltige Bereitschaft des Bundes deutlich, gemeinsam mit dem Kreis nach jeder denkbaren Lösung zu suchen, den Bunker einer sinnvollen und umfassenden zivilen Anschlußnutzung zuzuführen. Der Bund werde sich der Verantwortung nicht entziehen, die ihm aus der Schließung der Bunkeranlage erwächst.
Das weitere Prozedere in Bonn: Es handelt sich um einen "Ausweichsitz" der Verfassungsorgane. Sobald die Zustimmung all dieser Verfassungsorgane vorliegt - was derzeit noch nicht vollständig geschehen ist -, werden die Oberfinanzdirektion und das Bundesvermögensamt Koblenz auf der Grundlage entsprechender Konzepte, die das Bundesbauministerium derzeit erstellt, die Bunkeranlage öffentlich zur zivilen Anschlußnutzung ausschreiben.
Unterdessen betonte Weiler nochmals, daß er die Schließung der Einrichtung in Marienthal für falsch hält. Auch andere vergleichbare Staaten wie die USA und europäische Nachbarländer hielten solche Anlagen für unverzichtbar.
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Das Schreiben Weilers ging unter anderem an Hans-Jürgen Podzun (Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Koblenz), Karl-Jürgen Wilbert (Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz), Prof. Dr. Rüdiger Jung (Fachhochschule Koblenz), Prof. Dr. Hubert Severin (Rektor der Fachhochschule Rhein-Sieg), Prof. Dr.-Ing. Klaus Borchard (Rektor der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn), Prof. Dr. Carl-Friedrich Gethmann (Direktor der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler), Prof. Dr. Dennis Tsichritzis (Geschäftsführer des GMD-Forschungszentrums Informationstechnik GmbH in St. Augustin), Dipl.-Volkswirt Adolf Meinung (Hauptgeschäftsführer des Fremdenverkehrs- und Heilbäderverbandes Rheinland-Pfalz in Koblenz), Dr. Jürgen Reifahrth (Stiftung des Forschungszentrums CAESAR - Center of Advanced European Studies and Research - in Bonn) sowie an Dr. Detlev Kirsten, Geschäftsführer des TTIB Region Bonn GmbH & Co KG in Bonn (Technologietransfer- und Innovationszentrum Bonn).
© Kreisverwaltung Ahrweiler - 19.03.1998
Kreis Ahrweiler Online:
8.1.1998
.........."Zuversichtlich" äußert sich Weiler über den Radweg zwischen Altenahr und Rech , dessen erster Bauabschnitt im ersten Halbjahr '98 in Angriff genommen werden soll - für Weiler ein weiterer Mosaikstein im "Fahrradland Kreis Ahrweiler", das auch durch den Raderlebnistag im Frühsommer belebt werde. Definitiv sei eine andere Baumaßnahme: Das Großprojekt Ortsumgehung Altenahr werde am 14. Mai freigegeben. Beim "Bunker" Marienthal , den die Bundesregierung mittelfristig schließen will, gelte es ein Konzept für die weitere Nutzung zu entwickeln und einen Ausgleich für Arbeitsplätze und Aufträge für die heimische Wirtschaft zu schaffen. Hier stehe der Bund nach wie vor in der Verantwortung.......
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