http://www.express.de/news/1611097.html
Er kostete 40 Milliarden Mark - jetzt wird er verschrottet
Warteraum für den Weltuntergang
Von TIM PRÖSE
Zwischen Bäumen und Weinbergen bestens verborgen: Der Einstieg des einstigen Regierungsbunkers im Ahrtal bei Bonn. Foto: Reuters |
Hier sollten 3000 Deutsche den Atomschlag überleben. Die „wichtigsten“ 3000: Politiker, Soldaten, Finanzexperten. Sie würden sauberes Wasser trinken, unverseuchte Bundeswehrverpflegung essen, gefilterte Luft atmen.
110 Meter tief unter der Oberfläche sollten sie in Sicherheit sein. Und das regieren, was über ihnen längst im atomaren Chaos vergangen wäre - verstrahlt, zerbombt, pulverisiert. 30 Tage lang - bis die Vorräte endeten.
30 Jahre haben wir nichts geahnt von der „Dienststelle Marienthal“. Der größte Atombunker der Welt (tief unter den Weinbergen des Ahrtals in der Eifel) war zugleich das größte Geheimnis der Regierenden.
Niemand durfte etwas von dem Gebäude erfahren, das im Amtsdeutsch „Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes“ genannt wird - und in den hallenden Bunkerkorridoren zynisch „Gasthaus zum letzten Stündchen“.
Dienststelle Marienthal - ein Relikt des Kalten Krieges. Aus einer Zeit, als Bundeswehrstrategen noch rechneten: Wie lange dauert es, bis Pershing- oder SS- 20-Raketen auf deutschen Boden einschlagen.
Heute, mehr als ein Jahrzehnt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, sollen die 897 Büros und 939 Schlafzimmer, insgesamt 83 000 Quadratmeter Nutzfläche, wieder an die Eifel zurückgegeben werden. Die Überflutung des Areals ist beschlossene Sache. Und jetzt durften erstmals auch Journalisten einen Blick in das Geheimversteck werfen.
Hier sollte der Bundeskanzler im Ernstfall schlafen: Eine sieben Quadratmeter kleine Zelle, mit Pritsche, Stuhl und Tisch. Foto: reuters |
Zuvor hatten nur wenige Zutritt bekommen. Was sie sahen, ist eine perfekt organisierte Stadt (Baukosten damals: 40 Milliarden Mark) unter der Erde. Genutzt wurde sie niemals wirklich.
Zwar rückten in früheren Jahren alle zwei Monate Militärs, Abgeordnete und Staatssekretäre in den Bunker ein - Generalprobe für den Notstand. Doch nach zwei Wochen erloschen die Lichter wieder. Das muffig-kalte Dunkel (es riecht wie in U-Bahn-Schächten) hatte den Bunker zurück.
Das Bett des Kanzlers, eine 80 Zentimeter breite Pritsche aus Bundeswehrbeständen (die Matratze fehlt), ist nie benutzt worden. Es steht seit 30 Jahren in dieser sieben Quadratmeter messenden natogrünen Einzelzelle.
Daneben ein Tisch aus Vierkantrohr, ein Telefon und ein Plastikkorb für die Rohrpost. Luxus wurde nur dem Bundespräsidenten im Raum nebenan gestattet: er sollte sich in einer Zinkbadewanne erholen, auf einer himbeerfarbenen Sitzgarnitur mit seinem Stab reden können.
Die anderen „wichtigsten“ Deutschen mussten auf separate Nasszellen verzichten. Die Ausstatter „schenkten“ ihnen nur Bilder mit Meeres-Horizonten oder Bergpanoramen - Weitsicht für die Eingesperrten.
Der Herr der endlosen Gänge: Paul Groß. 30 Jahre war er der technische Leiter der Dienststelle Marienthal. Bald schon wird er für die Überflutung des größten Atombunkers der Welt sorgen. Foto: dpa |
Der Letzte macht die Tür zu - Paul Groß wird diese zweifelhafte Ehre in wenigen Wochen übernehmen. Auf seinen Knopfdruck hin wird sich die 25 Tonnen schwere Beton- und Stahlschleuse ein letztes Mal vakuumdicht ins Schloss saugen.
Groß ist der technische Leiter der Dienststelle, seit drei Jahrzehnten für den reibungslosen Ablauf im Bunker zuständig. Ein Herr der Gänge - die 19 Kilometer langen Verbindungswege kennt er wie seine Westentasche.
Doch weniger die Verantwortung für den Bunker, als die Sorge um seine Frau und seinen Sohn haben die Falten in sein Gesicht getrieben. „Das Schlimmste am Ernstfall wäre gewesen, dass ich meine Familie hätte draußen lassen müssen.“
Denn weder Gattin Regina noch Filius Christoph wussten, was der Papa all die Jahre über getan hat. Paul Groß war zu absoluter Verschwiegenheit verdammt - genau wie jeder Handwerker, der auch nur eine Glühbirne in „Marienthal“ auswechselte.
Das Schweigen endete am 8. Dezember 1997. Der Bundestag gab die Existenz der „Dienststelle Marienthal“ bekannt - und die baldige Schließung. Seitdem wurde immer wieder versucht, den Bunker zu verkaufen.
Vergeblich. Weder Erlebnispark noch Zuchtgelände für Champignons werden entstehen. Das Areal ist schlicht zu teuer. So werden neben dem Wasser bald die letzten Mieter kommen: Ratten und Mäuse.
Bunker: Hier saß Willy neben Walter
von Elisabeth E. Edinger
Man stelle es sich vor: Im Jahr 1972 tritt der atomare
Ernstfall ein. Vor Angst und Panik stürzen die Bonner in
die Keller. Dann fällt die Bombe. Und im 25 Kilometer
entfernten Marienthal beschwert sich Außenminister
Walter Scheel bei Bundeskanzler Willy Brandt, dass er
nicht schlafen kann - weil Innenminister Hans-Dietrich
Genscher schnarcht.
So hätte es sein können, in der „Dienststelle Marienthal“.
Der Atombunker, dessen Bau (1960 bis 1972) satte drei
Milliarden Mark verschlungen hat. Tatsächlich hat niemals
ein amtierender Kanzler auch nur reingeschaut - dafür aber
der Fotograf Andreas Magdanz.
Seine Foto- und Videodokumentation wird ab morgen bis
zum 22. April erstmals in der „Alten Rotation“ gezeigt.
Dazu Originalexponate, wie die Plenarsaal-Bestuhlung und
die Couchgarnitur aus dem Präsidialamt. „Der Atombunker
war wie eine kleine Stadt“, so Dr. Christoph Schaden,
Kurator der Ausstellung. 19 Meter lang, 25.000 Türen.
Eine davon führte zum Zimmer des Bundeskanzlers. Im
Ernstfall hätten er und der Bundespräsident übrigens als
einzige alleine schlafen dürfen.
Gute Nacht, Bonn!
Was wird aus dem ehemaligen Provisorium?
von Ursula Katthöfer
"Wir lassen am Rhein keine Ruinen zurück" - das hat
Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl den Bonner fest
versprochen. Was aber dann?? Was wird aus dem für
teures Geld neu erbauten Plenarsaal? Welche Verwendung
findet man für das Gästehaus auf dem Petersberg und all'
die anderen, bald leerstehenden Gebäude?
Die Ideen sind zahlreich: Der Plenarsaal beispielsweise,
Tagungsort für Karnickelzüchter, UNO-Organisationen und
Ärzte-Kongresse. Oder vielleicht doch als Museum?
Schwieriger wirds mit dem Petersberg. Weder Hotelketten
noch Privatiers interessieren sich bislang dafür: zu groß,
zu teuer. Das gleiche Ladenhüter-Problem hat die neue
Bundesregierung mit dem Atombunker im Ahrtal.
Bonner Immobilien, die keiner haben will - Fragen dazu an
Bärbel Diekmann, SPD, Oberbürgermeisterin von Bonn.
TAZ - Die Tageszeitung, Berlin 03.03.2001
03.03.2001
Hotel Deutschland, Kanzlersuite
Während des Kalten Krieges wurde bei Bonn ein Atombunker für die Bundesregierung eingerichtet, der jetzt "zurückgebaut und verschlossen" werden soll. Andreas Magdanz hat die "Dienststelle Marienthal" auf Fotos und Videofilm dokumentiert
von RENATE PUVOGEL
Buchstäblich kurz vor Torschluss hat Andreas Magdanz, Fotograf aus Aachen, mit einer aufwendigen Aktion ein Zeugnis westdeutscher Nachkriegsarchitektur und -geschichte dokumentiert. Es handelt sich um die "Dienststelle Marienthal", eine gigantische unterirdische Bunkeranlage, 20 km südlich der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn, im idyllischen Ahrtal. Dieser "Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes" sollte während des Kalten Krieges, wie es offiziell heißt, im Ernstfall "die Handlungsfähigkeit der Staatsspitze gewährleisten".Der Bunker wurde zwischen 1960 und 1971 gebaut, um "allen Verfassungsorganen des Bundes im Krisen- oder Verteidigungsfall als gemeinsame Notunterkunft zu dienen". 3.000 Regierungsbeamte und Abgeordnete hätten die zweischneidige Chance gehabt, 30 Tage in totaler Abgeschiedenheit zu überleben, um aus ihrer Maulwurfperspektive ein Volk zu regieren, das im Falle eines atomaren Angriffs möglicherweise überhaupt nicht mehr existierte.
Diese politisch fragwürdige und militärisch längst überholte Anlage hat nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Umzug der Regierung nach Berlin nun gänzlich ihre Berechtigung verloren. Deshalb soll sie nach vergeblicher Suche anderer Nutzungsmöglichkeiten "zurückgebaut und verschlossen" werden, zu dem erklecklichen Finanzaufwand von 60 Millionen Mark. Wäre Magdanz nicht auf eine Anzeige im Handelsblatt aufmerksam geworden und hätte er sich nicht, inspiriert durch Paul Virilios "Bunker Archäologie", vom Innenministerium die Genehmigung zur fotografischen Dokumentation eingeholt - das absurde Bauwerk wäre ebenso klammheimlich ausgelöscht worden, wie es einst geplant, gebaut und jahrzehntelang unterhalten wurde.
Deutsche Perfektion
Lage und Grundriss basieren auf einer 4 Kilometer langen Tunnelröhre als Teil einer Eisenbahnlinie, deren Bau 1910 aus strategischen Gründen in Richtung Frankreich, den einstigen "Erbfeind", begann, mit Ende des Ersten Weltkrieges aber zum Erliegen kam. Selbtsredend wurde der Tunnel von den Franzosen geschleift, doch dann wieder hergestellt und gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zur Montage von V1- und V2-Raketen genutzt. Als die Bundesrepublik der Nato beitrat, entsann man sich des Tunnels und sah in ihm die Basis eines durch das Schiefergestein hervorragend geschützten Notbunkers für die Regierung.Bei der "Dienststelle Marienthal", intern noch harmloser bzw. zynischer "Rosengarten" genannt, geht es um das europa-, wenn nicht weltweit umfangreichste Baugebilde. Von Architektur kann man nicht sprechen, denn es existieren nur zweckdienliche Innenräume, während sich die Außenhaut in Gestalt friedlicher Weinberge tarnt. Dementsprechend waren auch nicht Architekten, sondern Ingenieure am Werk, um die monströse Anlage mit deutscher Perfektion zu errichten. Auf einer Fläche von etwa 83.000 Quadratkilometern und einer Ganglänge von immerhin 19 Kilometer wurden in dem durch die Talsenke geteilten Bauwerk fünf selbstständig funktionierende Einheiten doppelgeschossig angelegt. 936 spartanisch eingerichtete Schlafzimmer, 897 Büro- und Konferenzräume, fünf Kommandozentralen, ebenso viele Großküchen, Waschräume und Frisiersalons, klinische Stationen samt Operationssälen sollten die notwendige Grundversorgung der ausersehenen Regierungsmitglieder sicherstellen. Bezeichnenderweise fehlt eine Bibliothek. Hingegen sind die geradezu erschlagenden Anlagen der Frisch- und Abwasserkanäle, der Belüftungs- und Beleuchtungssysteme dem Bauvolumen zuzurechnen. Man bedenke, dass der Steuerzahler für dieses "Exklusivhotel" mittlerweile rund 3 Milliarden Mark berappen musste.
Der Marienthaler Bunker entzieht sich, wo immer man sich aufhält, gänzlich der Überschaubarkeit, man ist orientierungslos. Dass die kafkaeske Situation trotz der 38 Verbindungen zur Außenwelt klaustrophobische Ängste hervorgerufen hat, bezeugen noch heute traumatisierte Arbeiter des ständig anwesenden 180 Mann starken Wartungspersonals - das gesamte Unternehmen war eine Männerdomäne. Die beamteten Techniker und Angestellte waren zu strengster Geheimhaltung angehalten, genau wie jene Soldaten, die im Bunker einen dreiwöchigen Übungsdienst absolvierten, und wie die jährliche Abordnung von Regierungsmitgliedern.
Andreas Magdanz entreißt nun dieses politisch, militärisch und architektonisch absurde Monstrum gerade noch rechtzeitig dem stillschweigenden Verschwinden. Mit großem persönlichen Einsatz hat der 1963 in Mönchengladbach geborene Fotograf in den Jahren 1989 und 1990 sieben Monate lang den östlichen Trakt systematisch erforscht und mit der Großbildkamera markante wie belanglose Details in 1.000 Fotos, vorwiegend schwarzweiß, festgehalten. Hundert Fotos sind inzwischen zu einer stattlichen "Gebäudemonographie" zusammengestellt und diese im Eigenverlag herausgebracht . Der vormalige Staatsminister Michael Naumann lehnte jegliche Förderung des Projektes als "nicht von bundespolitischer Bedeutung" ab. Gleich seinen Politikerkollegen übersieht auch er, dass sich hier ein Künstler dagegen wehrt, wie wieder einmal ein Stück bundesrepublikanischer Geschichte ohne öffentliche Diskussion vernichtet wird. Nicht nur die Fotos sollten von der Bundesrepublik angekauft werden, sondern es wäre nötig, wenigstens einen Teil der Anlage als authentisches museales Anschauungsobjekt zu erhalten - mit welchem Recht empören wir uns sonst über die verbrecherischen Zerstörungen von Kulturgut durch die Taliban, wenn wir uns der Denkmäler der eigenen Geschichte berauben? Undenkbar, dass irgendwann einmal Archäologen den Bunker als einen Fremdling innerhalb des deutschen Gebietes ausgraben werden, bevölkert von Menschen in Gestalt des "Gasmaskenprüfgerätes".
Rosarote Bestuhlung
Magdanz hat den prachtvollen querformatigen Bildband mangels eines herausragenden Baudetails mit einem orangefarbenen Umschlag umgeben, den ein Bomber symbolisch mittig "überfliegt" und zwar sinnfälligerweise feindorientiert, von Ost nach West. Das Logo entstammt einem der zahllosen Magnetsticker, die Magdanz im Innenleben eines Schrankes des militärischen Lagezentrums fand, das er erstaunlicherweise fotografieren durfte. Wenn man sich die unglaubliche Menge militärischer Symbole auf diesen Stickern anschaut, wie etwa "Überwasserstreitkräfte", "Sperrflug", "Abschirmung" oder "Verluste", die zahlreichen Ortsnamen und kryptischen Zeichen oder die politischen Landkarten aus den 60er/70er-Jahren, bekommt man eine Vorstellung von dem lächerlich anmutenden Irrsinn dieser militärischen Sandkastenspiele im Verhältnis zu einer seinerzeit tatsächlich denkbaren atomaren Weltkatastrophe.Die Fotografien illustrieren den Weg, den ein Besucher innerhalb der östlichen Anlage von Ost-West nach Ost-Ost durchwandert; sie beginnen mit einem ebenerdig gelegenen Eingangstor, das unwillkürlich die Erinnerung an die Wachtürme der DDR wachruft. Diesem Foto folgt unmittelbar eine Abbildung von einer der Schaltzentralen, und diese wird wiederum abgelöst von einer Darstellung eines der schweren Eingangstore. So wird der Betrachter vom Fotografen von Beginn an in die Ambivalenz des gleichermaßen faszinierenden wie Grauen erregenden Konstrukts in seiner penibel durchdachten und dabei so abstrusen Planung verwickelt.
Der rein dokumentierende Bildband zeigt auch die bildnerischen und dramaturgischen Fähigkeiten des versierten Fotografen, der an der Fachhochschule Aachen bei Wilhelm Schürmann studiert hat. Um etwa die Aufmerksamkeit des Beschauers wach zu halten, streut er zwischen die Schwarzweißaufnahmen in ihrer wirklichkeitsgetreu bleiernen Ausleuchtung einige farbige Bilder. Sie setzen eine Zäsur zwischen einzelne Kapitel und fangen zudem die einheitlich festgefrorene Ästhetik der 70er-Jahre ein. So führt er etwa die rosarote Bestuhlung des Konferenzraumes vor, den orangefarbene Lampen ins Licht setzen, oder an anderer Stelle den Frisiersalon mit seinen blauviolett bezogenen Stühlen. Diesem Interieur gegenüber hat man beim Anblick des durch die Glasscheibe fotografierten Waschraumes unwillkürlich die perfiden Reinigungsmethoden in Konzentrationslagern vor Augen. Magdanz hat das zur Zeit des Fototermins leider schon reichlich dezimierte bewegliche Inventar gänzlich unberührt belassen, wodurch klinisch sterile Räume neben stilllebenartigen Situationen mit unachtsam vergessenem Werkzeug zu stehen kommen. Seiner Strategie gemäß hat Magdanz nichts manipuliert oder zugespitzt. Statt dessen schieben sich die nahen, bedrohlichen Ansichten der übermächtigen Technik bei aller Sachlichkeit dramatisch zwischen die vielfach zentralperspektivisch aufgenommene Berichterstattung.
Was die Fotografien nicht zu leisten vermögen, veranschaulicht unterstützend ein einstündiger Videofilm. In mehrteiligen Sequenzen schleust er den Betrachter durch die endlosen kathedralenhohen Gänge und kanalrunden Röhren und vermittelt durch die monotone Bewegung ein Gefühl des Schwindels, als würde sich ein gewalttätiger Schlund öffnen, natürlich weniger abstrakt als das "Kanalvideo" von Fischli/Weiss. Begleitet wird die nervzehrende Bewegung durch zermürbend hallende, dumpfe oder zischende Geräusche, ausgelöst vom langsamen Zufallen tonnenschwerer Türen oder von der latenten Belüftung.
Graue Telefonapparate
Diesen Videofilm kann man derzeit in einer Ausstellung in der "Alten Rotation" in Bonn anschauen. Das Interimsquartier des Rheinischen Landesmuseums gibt einen eindrucksvollen, wenn auch minimalen Einblick in das gesamte Unterfangen von Andreas Magdanz. Zwischen wenigen hochgezogenen Fotografien sind originale Gegenstände aus dem Bunker ausgestellt, so etwa ein Transportwagen, vollgeladen mit postgrauen Telefonapparaten, sowie ein Elektrowagen und auch die erwähnte anheimelnde Sitzgarnitur. So einprägsam diese realen Requisiten sind, sie können, aus dem Kontext genommen, nicht jene atmosphärische Wirkung erzielen, die von Fotos und Video ausgeht, ganz zu schweigen von jener eines Besuches unter Tage.Gefragt nach seinen zukünftigen Plänen, erklärt Andreas Magdanz, dass er sich nach den beiden auch psychisch strapaziösen Projekten "Garzweiler" und "Dienststelle Marienthal" vorerst Themen widmen wolle, die nicht wieder ein dem Untergang geweihtes Problemfeld ins Visier nehmen. Dabei hat er wohl auch im Bewusstsein, dass das Fotografieren - Aktualität hin, Dokumentation her - immer mit dem Einfrieren eines Ist-Zustandes und letztendlich mit dem Tod zu tun hat.
Bis 22. 4., "Alte Rotation", Bonn. Das Buch "Dienststelle Marienthal - Eine Gebäudemonographie" ist im Eigenverlag erschienen (198 DM).
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